Gastgeber: Österreich und Schweiz
Teilnehmerzahl: 16
Gewinner: Spanien
Finalist: Deutschland
Torschützenkönig: David Villa (4 Tore)
Acht Jahre, nachdem sich mit der Niederlande und Belgien erstmals zwei Länder die Ausrichtung einer Europameisterschaft teilten, hatte auch die EM 2008 mit Österreich und der Schweiz zwei Gastgeber. In den beiden Alpenländern bot sich den Fans über gut drei Wochen ein interessantes Turnier, das mit Spanien einen verdienten Sieger hatte. Nachdem die Iberer zuvor bei Großereignissen stets zum Kreis der Titelanwärter gezählt wurden, außer bei der EM 1964 am Ende aber nie ganz vorne standen, begann mit dem 1:0-Finalsieg über Deutschland im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine über vier Jahre lang anhaltende Ära, in der die Furia Roja alles dominierte.
Beide Gastgeber der Europameisterschaft 2008 scheitern in der Vorrunde
Anders als für Spanien verlief die EM 2008 für beide Gastgeber wenig erfolgreich. Wie zuvor nur Belgien im Jahr 2000 scheiterten diesmal beide Austragungsländer schon in der Vorrunde. In Gruppe A verlor die Schweiz zunächst das Eröffnungsspiel mit 0:1 gegen Tschechien und unterlag dann auch der Türkei mit 1:2, sodass das abschließende 2:0 über eine B-Elf von Portugal nicht mehr von Bedeutung war. Portugal war zu diesem Zeitpunkt nach Siegen gegen die Türkei (2:0) und Tschechien (3:1) bereits sicher im Viertelfinale. Tschechien verlor nach dem Auftaktsieg dann nicht nur gegen Portugal, sondern auch das letztlich entscheidende Duell mit der Türkei um Platz zwei mit 2:3.
Nicht besser als der Schweiz erging es Österreich, das schon die erste Partie gegen Kroatien mit 0:1 verlor und dann gegen Polen beim 1:1 den einzigen Punkt holte. Im Endspiel um das Weiterkommen in Gruppe B erwies sich schließlich Deutschland, das dank eines herrlichen Freistoßtores von Michael Ballack knapp mit 1:0 gewann, als zu hohe Hürde. Die DFB-Elf war zuvor mit einem 2:0 über Polen gestartet, hatte dann aber überraschend gegen Kroatien mit 1:2 den Kürzeren gezogen. Die Kroaten spielten generell eine ganz starke Vorrunde und besiegten nicht nur Österreich und Deutschland, sondern auch Polen (1:0).
Zum Top-Favoriten auf den Titelgewinn avancierte nach der Vorrunde die Niederlande, die in der Todesgruppe C alles in Grund und Boden schoss. Schon im ersten Spiel zündete die Elftal beim 3:0 gegen Italien ein Feuerwerk, dem ein nicht minder spektakuläres 4:1 gegen Frankreich und ein souveränes 2:0 gegen Rumänien folgten. Den zweiten Platz sicherte sich trotz der Auftaktpleite und eines anschließenden 1:1 gegen Rumänien noch Italien, das Frankreich im entscheidenden Gruppenspiel mit 2:0 bezwang. Die Equipe Tricolore, die auch gegen Rumänien nicht über ein 0:0 hinausgekommen war, musste als Gruppenletzter die Heimreise antreten.
Wie Kroatien und die Niederlande konnte auch Spanien in Gruppe D alle drei Vorrundenspiele siegreich gestalten. Die Furia Roja startete mit einem 4:1 über Russland und feierte anschließend zwei 2:1-Siege gegen Griechenland und Schweden. Russland landete trotz der herben Schlappe gegen Spanien noch auf Platz zwei, da die Sbornaja sowohl Griechenland mit 1:0 als auch Schweden mit 2:0 besiegen konnte. Das schwedische 2:0 gegen die Griechen war letztlich nicht von Bedeutung.
Im Viertelfinale der EURO 08 wird die Niederlande von Russland entzaubert
Im ersten Viertelfinale lieferten sich Deutschland und Portugal einen unterhaltsame Schlagabtausch, bei dem die deutsche Elf aber stets die Kontrolle behielt. Lediglich in den letzten Minuten wurde es nach Helder Postigas Anschlusstreffer zum 2:3 noch einmal richtig spannend, doch letztlich setzte sich das gegenüber der Vorrunde verbesserte deutsche Team durch Tore von Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Michael Ballack verdient durch.
Ein denkwürdiges Viertelfinale boten Kroatien und die Türkei. Als Ivan Klasnic Kroatien in der 119. Minute mit 1:0 in Führung brachte, schien das Spiel gelaufen. Doch in der zweiten Minute der Nachspielzeit schlug Semih Sentürk zu und bescherte der Türkei durch das 1:1 ein Elfmeterschießen. Dort versagten den kroatischen Spielern aber die Nerven. Luka Modric und Ivan Raktic verfehlten das Tor, der Versuch von Mladen Petric wurde gehalten. Lediglich Dario Srnja verwandelte sicher, ebenso wie alle drei Schützen der Türkei. Damit zogen die Türken ins Halbfinale ein.
In der Verlängerung entschieden wurde das Viertelfinale zwischen Russland und der Niederlande. Die Niederlande rettete sich dank des späten 1:1 von Ruud van Nistelrooy in Minute 86 zwar in die Verlängerung, zog in dieser gegen eine wie entfesselt aufspielende russische Mannschaft aber den Kürzeren. Die vom niederländischen Coach Guus Hiddink bestens eingestellt russische Elf spielte nach Ablauf der regulären Spielzeit befreit auf und ging durch Tore von Dmitri Torbinski und Andrey Arshavin mit 3:1 in Führung – das Aus der besten Elf der Vorrunde war damit besiegelt. In der Niederlande stand anschließend vor allem Trainer Marco van Basten in der Kritik, der im letzten Gruppenspiel die zuvor so starke Elf nahezu komplett geschont und so aus dem Rhythmus gebracht hatte.
Ins Elfmeterschießen ging derweil das letzte Viertelfinale zwischen Spanien und Italien. Nachdem es die Squadra Azzurra 120 Minuten lang verstand, die spanische Angriffsmaschinerie nicht ins Rollen kommen zu lassen, selbst aber ohne den gesperrten Regisseur Andrea Pirlo ebenfalls ungefährlich blieb, setzte sich Spanien vom Punkt verdientermaßen durch. Iker Casillas avancierte dabei durch die Abwehr der Strafstöße von Daniele De Rossi und Antonio Di Natale zum Helden. Auf Seiten der Spanier verwandelte Cesc Fabregas den entscheidenden Elfmeter.
Philipp Lahm entscheidet das Halbfinale zugunsten Deutschlands
Wie im Viertelfinale sorgte die deutsche Mannschaft auch im Halbfinale für beste Unterhaltung. Nachdem Ugur Boral die Türkei in Minute 22 in Führung gebracht und Bastian Schweinsteiger vier Minuten später ausgeglichen hatte, schien das 2:1 durch Miroslav Klose in der 79. Minute die Entscheidung zu bedeuten. Doch Semih Sentürk erwies sich erneut als Stürmer der Schlussphase und glich in der 86. Minute zum 2:2 aus. Deutschland kam aber dennoch um eine Verlängerung herum, weil Philipp Lahm in der letzten Minute einer seiner seltenen Länderspieltreffer gelang, der das 3:2 markierte.
Eine klare Angelegenheit war unterdessen das zweite Halbfinale, das Spanien gegen Russland mit 3:0 für sich entschied. Xavi brachte die überlegenen Iberer in der 50. Minute in Führung und Daniel Güiza sowie David Silva beseitigten anschließend die letzten Zweifel am Finaleinzug der von Luis Aragones trainierten Roja.
Im EM Finale 2008 kürt sich Spanien zum Europameister
Das Finale zwischen Deutschland und Spanien, die vor dem Anpfiff noch auf Augenhöhe gesehen wurden, geriet trotz des knappen Ergebnisses zu einer einseitigen Angelegenheit. Im Wiener Ernst-Happel-Stadion dominierte Spanien mit dem die folgenden Jahre prägenden Ballbesitzfußball das Geschehen fast nach Belieben und ließ der deutschen Elf über 90 Minuten keine echte Chance. Spanien dagegen kam zu einer Reihe von Tormöglichkeiten, von denen allerdings nur Fernando Torres eine nutzen konnte. Der schnelle Angreifer entwischte in der 33. Minute ausgerechnet Halbfinal-Held Lahm und spitzelte den Ball am herauseilenden Jens Lehmann vorbei ins Netz. Das 1:0 blieb auch das einzige Tor in diesem Spiel, womit Spanien sich zum zweiten Mal zur besten Mannschaft Europas kürte.